Technologieaktien haben in den letzten Jahren extreme Schwankungen erlebt, mit teils rasanten Kursgewinnen und ebenso dramatischen Verlusten – oft ohne erkennbaren Grund. Experten vergleichen diese Bewegungen mit denen der frühen Automobilindustrie, als viele Firmen scheiterten und nur wenige sich behaupten konnten. In der heutigen Tech-Branche hoffen viele auf den Erfolg der Zukunft, doch nur eine Handvoll Unternehmen werden langfristig gewinnen. Was steckt hinter dieser Volatilität, und was können Anleger erwarten?
Volatilität prägt den Tech-Sektor
Der Technologieaktienmarkt gleicht einer Achterbahnfahrt. In den letzten Jahren haben die Aktienkurse in der Branche teils sprunghaft zugelegt und genauso plötzlich wieder eingebüßt. Bereits vor globalen Handelskonflikten oder Zinsentscheidungen zeigten sich starke Kursbewegungen. Finanzprofessor Elroy Dimson von der Universität Cambridge zieht Parallelen zur Anfangszeit der Autoindustrie und verweist auf die Ähnlichkeiten zwischen den frühen Automobilherstellern und den heutigen Technologieunternehmen. Viele Investoren setzen auf den Erfolg der Tech-Branche, wissen jedoch nicht, welche Firmen langfristig den Markt dominieren werden.
Der Kampf um die Zukunft: Wachstum statt Dividenden
Die meisten Technologieunternehmen erzielen derzeit keine nennenswerten Gewinne und zahlen keine Dividenden. Stattdessen setzen sie auf Wachstum und investieren alles in zukünftige Innovationen. Dies bedeutet, dass der Aktienkurs oft weniger von aktuellen Ergebnissen abhängt und mehr von den Erwartungen und Hoffnungen der Anleger, was zu stark schwankenden Kursen führt. Solide Unternehmen aus anderen Branchen hingegen, die regelmäßig Dividenden zahlen, stützen ihre Aktien auf stabile, tatsächliche Gewinne.
Laut Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown sind Technologieaktien besonders empfindlich gegenüber Zinsschwankungen. Anleger setzen nicht auf unmittelbare Gewinne, sondern hoffen auf bahnbrechende Entwicklungen, die möglicherweise noch in der Zukunft liegen. Wenn diese Hoffnungen schwinden, sinken die Aktienkurse, selbst ohne neue Finanzzahlen.
Die Bedeutung von Erwartungen und Marktpsychologie
Die Schwankungen in der Tech-Branche basieren auf Erwartungen und Hoffnungen. Günstige Nachrichten können die Kurse in die Höhe treiben, auch wenn es an soliden finanziellen Ergebnissen mangelt. Eine kleine Änderung in den Markterwartungen kann zu großen Kursbewegungen führen, wie es auch während der Dotcom-Blase der Fall war. Da viele Technologieunternehmen ähnliche Geschäftsmodelle verfolgen, werden sie oft gleichzeitig von denselben Faktoren beeinflusst.
Die “glorreichen Sieben” und der ungewisse Erfolg
Aktuell dominieren nur wenige Unternehmen den US-amerikanischen Technologiesektor. Die bekanntesten Namen wie Apple, Amazon, Microsoft, Meta, Alphabet, Nvidia und Tesla bilden die sogenannte “glorreichen Sieben”. Doch der Markt ist dynamisch, und der Erfolg dieser Unternehmen ist nicht garantiert. In der Vergangenheit führten andere Unternehmen wie Compaq, Boo oder Ericsson die Branche an, doch heute sind sie kaum noch bekannt.
Die Technologiebranche verändert sich schneller als viele andere Sektoren. Innovationen können etablierte Geschäftsmodelle innerhalb kürzester Zeit obsolet machen. Wer heute an den Marktführern festhält, könnte morgen von neuen, disruptiven Unternehmen überholt werden. Tesla hat dies kürzlich erfahren, als die Verkaufszahlen aufgrund von Konkurrenz aus China und politischer Kontroversen rund um CEO Elon Musk zurückgingen. Auch Nvidias Aktienkurs erlebte einen Rückgang, als der chinesische KI-Chatbot DeepSeek auf den Markt kam und als preisgünstigere Alternative zu amerikanischen Produkten galt.
Künstliche Intelligenz – Der Trend der Zukunft?
Künstliche Intelligenz (KI) gilt derzeit als der wichtigste Zukunftstrend im Technologiesektor. Nahezu jedes Unternehmen behauptet, KI werde die Branche revolutionieren. Doch wie Professor Dimson betont, herrscht beim Thema KI noch große Unsicherheit. Im Gegensatz zu den frühen Tagen der Automobilindustrie, in denen die Funktionalität von Autos längst klar war, sind die Auswirkungen von KI auf die Wirtschaft noch weitgehend unklar.
Professor Whaley von der University of Chicago warnt, dass nur wenige Unternehmen langfristig von KI profitieren werden. Derzeit führen kollektive Einschätzungen die Anleger, was zu einer verstärkten Volatilität auf dem Markt führt. Investoren, die wenig über KI verstehen, reagieren stark auf Medienberichte und den Hype, ohne die zugrunde liegenden Unternehmen genau zu analysieren.
Marktpsychologie als entscheidender Faktor
In der heutigen Tech-Branche wird die Marktpsychologie oft stärker von den Stimmungen der Anleger bestimmt als von den tatsächlichen Unternehmenswerten. Viele Investoren springen auf den Zug der „Boombranche“ auf, ohne eine gründliche Analyse vorzunehmen. Diese „blinde“ Investition in Technologieaktien führt zu einer Marktentwicklung, die mehr von Hype als von Substanz geprägt ist.
Begeisterung treibt die Kurse nach oben, doch sobald neue Trends oder Zweifel aufkommen, fällt der Wert der Aktien ohne Vorwarnung. Dies zeigt die extreme Volatilität, die die Technologiebranche kennzeichnet. Anleger müssen sich darauf einstellen, dass die Kurse oft nicht durch harte Fakten, sondern durch die sich ständig ändernde Stimmung am Markt bestimmt werden.
Technologieaktien bieten ein hohes Potenzial, sind aber auch mit erheblichen Risiken verbunden. Anleger, die auf die Zukunft setzen, müssen sich bewusst sein, dass der Markt von Erwartungen, Hoffnungen und Medienberichten geprägt ist. Nur wenige Unternehmen werden langfristig erfolgreich sein, während viele andere scheitern könnten. Die Geschichte der Technologiebranche zeigt: Nur wer die richtigen Unternehmen auswählt, wird vom Wachstum der Zukunft profitieren.