Die Vereinigten Staaten haben neue Hafengebühren für chinesische Frachtschiffe beschlossen. Ziel dieser Maßnahme ist es, den US-amerikanischen Schiffbau zu stärken und die Abhängigkeit von chinesischer Transportlogistik zu verringern. Ab Mitte Oktober 2025 müssen chinesische Reedereien bei der Einfahrt in US-Häfen pro Tonne Fracht 50 US-Dollar entrichten – mit einer jährlichen Erhöhung um 30 Dollar.
Ziel: Schutz der US-Wirtschaft und Industrie
Die US-Regierung sieht in der dominanten Position chinesischer Werften eine ernsthafte Gefahr für die eigene Industrie. Durch staatliche Subventionen habe China laut dem Büro der US-Handelsbeauftragten (USTR) in den letzten Jahren massive Vorteile erlangt. Diese neuen Gebühren sollen den Wettbewerb fairer gestalten.
Die Regelung betrifft nicht nur chinesische Reedereien, sondern auch ausländische Betreiber chinesisch gebauter Schiffe. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach dem Gewicht der Fracht, der Anzahl der Container oder – bei Autotransportern – der Zahl der transportierten Fahrzeuge. Für diese gilt ein Satz von 150 US-Dollar je Fahrzeug, maximal fünfmal pro Jahr pro Route.
Ausnahmen und Sonderregelungen
Einige Schiffe sind jedoch von den Gebühren ausgenommen. Dazu zählen:
- Leere Schiffe, die US-Häfen anlaufen, um Massengüter wie Getreide oder Kohle zu laden.
- Frachtschiffe, die zwischen US-Häfen verkehren oder US-Territorien sowie karibische Ziele ansteuern.
- Kanadische und US-amerikanische Schiffe auf den Großen Seen.
Auch bei chinesisch gebauten Schiffen, die nicht unter chinesischer Flagge fahren, fallen Gebühren an: 18 US-Dollar pro Tonne oder 120 Dollar je Container, ebenfalls mit jährlichem Aufschlag.
China reagiert mit Kritik
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums äußerte scharfe Kritik. Die Maßnahme werde laut Peking vor allem den amerikanischen Verbrauchern schaden – nicht aber die US-Schiffbauindustrie retten. China warnte vor einer weiteren Eskalation im Handelskonflikt.
Dennoch bleibt die US-Regierung hart. Die USTR betonte, dass die Dominanz chinesischer Akteure bereits zu einer ernsthaften Schädigung der US-Wirtschaft und zahlreicher Arbeitsplätze geführt habe.
Zweite Phase der Regulierung bereits geplant
Ab 2028 folgt die zweite Phase der Maßnahmen. Diese sieht vor, dass Schiffe, die in den USA gebaut wurden und verflüssigtes Erdgas (LNG) transportieren, gezielt bevorzugt behandelt werden. Die Regelungen sollen über einen Zeitraum von 22 Jahren stufenweise verschärft werden.
Diese Entscheidung fällt in eine Zeit, in der bereits hohe US-Zölle auf chinesische Importe gelten. Präsident Donald Trump hat seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 neue Importsteuern verhängt – mit Sätzen von bis zu 145 Prozent für chinesische Waren. Für andere Länder gilt ein Pauschalzoll von 10 Prozent, der bis Juli 2025 in Kraft tritt.
Globale Auswirkungen: Umleitung von Frachtströmen
Die Folgen zeigen sich bereits. Zahlreiche Frachtsendungen, die ursprünglich für US-Häfen bestimmt waren, werden derzeit nach Europa umgeleitet. Dies verursacht nicht nur höhere Preise in den USA, sondern führt auch zu Staus in europäischen Häfen.
Laut Marco Forgione, Generaldirektor des Chartered Institute of Export & International Trade, haben sich chinesische Schiffe in großer Zahl nach Großbritannien und in die EU verlagert. In den ersten drei Monaten 2025 sind die chinesischen Importe nach Großbritannien um 15 Prozent, in die EU um 12 Prozent gestiegen.
Logistikunternehmen sehen neue Herausforderungen
Sanne Manders, Präsident des Logistikkonzerns Flexport, beschreibt die Lage in europäischen Häfen als „extrem angespannt“. Besonders betroffen seien Rotterdam, Barcelona und Felixstowe. Streiks in Belgien, den Niederlanden und Deutschland verschärften die Situation zusätzlich.
Manders erwartet, dass sich die Frachtverlagerung in den kommenden Monaten fortsetzt. Zwar verlängerten einige Terminals ihre Öffnungszeiten im Sommer, doch die Infrastruktur sei vielerorts bereits am Limit.
US-Verbraucher tragen die Hauptlast
Auch wenn europäische Märkte bislang weniger stark betroffen sind, steigen die Preise in den Vereinigten Staaten spürbar. Viele Unternehmen prüfen daher derzeit eine grundlegende Umstrukturierung ihrer Lieferketten. Ein kurzfristiger Exportanstieg in Richtung USA wird erwartet, da ein 90-Tage-Zeitfenster für zollvergünstigte Einfuhren genutzt werden kann.
Die neuen Zölle und Gebühren treffen vor allem US-Konsumenten – die Preise für viele Produkte steigen bereits. Für europäische Verbraucher sind die direkten Auswirkungen dagegen bisher gering.
Handelskonflikt geht in neue Runde
Mit der Einführung der Hafengebühren geht die US-Regierung einen weiteren Schritt im wirtschaftlichen Wettbewerb mit China. Während Washington seine Industrie schützen will, droht Peking mit Gegenmaßnahmen. Klar ist: Die weltweiten Handelsrouten werden sich dadurch langfristig verändern – mit ungewissem Ausgang für Verbraucher, Logistikunternehmen und internationale Märkte.