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Ramlingen-Ehlershausen erweitert Kriegerdenkmal zur Ehrung alliierter Soldaten und Kinder von Zwangsarbeitern

by Ryan Maxwell
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Ramlingen-Ehlershausen erweitert Kriegerdenkmal zur Ehrung alliierter Soldaten und Kinder von Zwangsarbeitern

In Ramlingen-Ehlershausen, einem Dorf in der Region Hannover, steht seit 100 Jahren ein Kriegerdenkmal, das deutsche Soldaten aus den beiden Weltkriegen ehrt. In diesem Jahr wird dieses Denkmal erweitert, um auch britische Soldaten zu würdigen, die bei einem Luftangriff ums Leben kamen, sowie die Kinder von Zwangsarbeitern, die während des Krieges starben. Das erweiterte Denkmal bietet nun eine umfassendere Perspektive auf die menschlichen Opfer des Krieges und reflektiert ein inklusiveres Gedenken.

Der tragische Luftangriff von 1943

Die Geschichte beginnt in der Nacht des 27. September 1943, als britische Bomber der Royal Air Force einen Angriff auf Hannover flogen. Unter den Bombern befand sich ein Stirling-Flugzeug, das von Maurice Hodson gesteuert wurde. Seine Crew, eine Gruppe junger Männer, sollte ein tragisches Schicksal erleiden. Das Flugzeug wurde über Ramlingen, einem Dorf zwischen Hannover und Celle, von feindlichen Jagdflugzeugen abgeschossen.

Gisela Müller, damals 14 Jahre alt, war eine der Augenzeugen des Absturzes. Sie hatte sich nicht an die Anweisung gehalten, im Luftschutzbunker zu bleiben, und beobachtete stattdessen, wie das Flugzeug brennend zu Boden stürzte. „Plötzlich flog ein Flugzeug über uns hinweg und brannte“, erinnerte sie sich. Der Absturz verstreute Trümmer über das Gebiet, darunter die Überreste von sieben Crew-Mitgliedern. Nur einer, der 21-jährige Robert Taylor, überlebte und geriet in Kriegsgefangenschaft. Er kehrte nach dem Krieg nach Hause zurück und starb 1993.

Einbeziehung ziviler und alliierter Opfer

Das ursprüngliche Denkmal, das deutschen Soldaten gewidmet war, wurde nun erweitert, um die breitere menschliche Opferbilanz des Krieges zu würdigen. Auf dem Dorffriedhof, nur wenige Meter vom ursprünglichen Denkmal entfernt, wurden neue Bronzeplatten angebracht. Diese Platten gedenken der sieben britischen Soldaten, die bei dem Absturz starben, sowie zweier Kinder – Zbyszek Genza und Christa Sokol – die 1945 an Krankheit starben.

Die beiden Kinder, damals nur vier Monate alt, waren die Kinder polnischer Zwangsarbeiter, die während des Krieges ins Dorf gebracht wurden. Neben hunderten anderen Zwangsarbeitern mussten sie auf den örtlichen Bauernhöfen arbeiten. Ihre Eltern begruben sie auf dem Dorffriedhof, ohne zu wissen, dass ihr tragisches Schicksal für künftige Generationen mit der Geschichte des Dorfes verbunden sein würde.

Forschung und Einbindung der Gemeinschaft

Sven Voigt, der zwei Jahre lang an der Erweiterung des Denkmals arbeitete, sammelte Informationen aus zahlreichen Quellen. Er durchforstete Archive, führte mehr als 50 Gespräche mit Dorfbewohnern und reiste sogar nach Polen, um mit den Verwandten der verstorbenen Kinder zu sprechen. Voigts umfangreiche Forschung förderte eine Skizze des Dorffriedhofs zutage, auf der die Gräber der britischen Flieger markiert waren.

Durch seine Recherche gelang es Voigt, die Familienangehörigen der gefallenen Soldaten aus Großbritannien, den USA, Neuseeland und Schottland ausfindig zu machen. Ein wichtiger Kontakt war der Sohn von Robert Taylor, dem einzigen Überlebenden der Crew. Durch diese Verbindungen entschied Voigt, auch die britischen Soldaten in das erweiterte Denkmal einzubeziehen.

Herausforderungen und Akzeptanz in der Gemeinde

Obwohl die Idee, das Denkmal zu erweitern, anfangs auf Widerstand stieß, setzte sich Voigt letztlich durch. Viele Dorfbewohner hatten starke emotionale Bindungen an das ursprüngliche Denkmal, da sie Verwandte dort geehrt wussten. Einige befürchteten, dass die neuen Perspektiven die bestehende Erinnerung verdrängen könnten. Doch durch Dialoge und öffentliche Gespräche konnte Voigt viele Dorfbewohner überzeugen, die Idee zu akzeptieren.

Im Jahr 2022 schlug Voigt ein detailliertes Konzept für die Erweiterung vor, das auch die Beteiligung der Dorfgemeinschaft vorsah. Dieses Konzept fand Unterstützung bei der lokalen Verwaltung sowie bei privaten Spendern, wodurch das Projekt realisiert werden konnte.

Einweihung des erweiterten Denkmals

Dank finanzieller Unterstützung durch die Stadt Burgdorf und Spenden von Vereinen und Privatpersonen wurde die Erweiterung des Denkmals schnell umgesetzt. Innerhalb von nur zwei Wochen wurden neue Steine verlegt und die Bronzeplatten installiert. Das erweiterte Denkmal wird am 8. Mai 2025, dem 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa, eingeweiht.

Voigt hofft, dass das erweiterte Denkmal nicht nur ein Ort der Reflexion für Angehörige der Opfer wird, sondern auch ein Ort für Schulklassen und interessierte Besucher, die sich mit der Geschichte des Dorfes während des Krieges auseinandersetzen möchten. Allerdings betont er, dass die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist. Es gibt noch Platz für weitere Platten, und er ist der Meinung, dass noch viele weitere Geschichten der Kriegsoff Opfer erzählt werden müssen.

Fortlaufendes Gedenken

Die neuen Platten am Denkmal in Ramlingen-Ehlershausen sind ein Symbol für das fortwährende Engagement des Dorfes, alle Opfer des Krieges zu gedenken, unabhängig von ihrer Nationalität. Die Aufnahme der britischen Soldaten und der Kinder von Zwangsarbeitern erweitert den Umfang des Denkmals und bietet eine umfassendere Sicht auf die Auswirkungen des Krieges auf die lokale Gemeinschaft.

Voigts Bemühungen spiegeln die Bedeutung eines inklusiven Gedenkens wider, das alle Opfer des Krieges anerkennt und die Notwendigkeit betont, aus der Geschichte zu lernen. „Es geht darum, sicherzustellen, dass niemand vergessen wird“, schloss Voigt.

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