Fernando Collor, ehemaliger Präsident Brasiliens, wurde am Freitag (25. April 2025) in seinem Heimatstaat Alagoas festgenommen. Das Oberste Gericht Brasiliens ordnete den sofortigen Haftantritt an. Collor war 2023 wegen Korruption zu acht Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nun muss er die Strafe hinter Gittern verbüßen.
Gericht ordnet Haftantritt an
Collor, der das Präsidentenamt von 1990 bis 1992 innehatte, wurde wegen Bestechlichkeit verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, rund 20 Millionen Reais (circa 3,5 Millionen US-Dollar) an Schmiergeld angenommen zu haben. Das Geld stammte von der Baufirma UTC Engenharia.
Im Gegenzug verschaffte er dem Unternehmen Aufträge mit BR Distribuidora – einer Tochterfirma des staatlichen Ölkonzerns Petrobras. Zudem setzte sich Collor aktiv für die Ernennung ihm nahestehender Führungskräfte bei BR Distribuidora ein, solange sich das Unternehmen noch im Staatsbesitz befand.
Keine Chance mehr auf Berufung
Richter Alexandre de Moraes begründete die sofortige Festnahme damit, dass die Verteidigung wiederholt Einspruch eingelegt und so den Prozess verzögert habe. Doch laut Gericht seien alle rechtlichen Mittel nun ausgeschöpft. Das Urteil sei rechtskräftig, und daher müsse die Strafe sofort angetreten werden.
Die Festnahme erfolgte am Freitagmorgen im Bundesstaat Alagoas, wo Collor lebt. Hausarrest wurde vom Gericht ausgeschlossen. Collor muss seine Strafe in einem regulären Gefängnis absitzen.
Verbindungen zur „Operation Lava Jato“
Der Fall ist Teil der weitreichenden Korruptionsermittlungen unter dem Namen „Operation Lava Jato“ („Operation Autowäsche“). Diese Ermittlungen hatten in den vergangenen Jahren zahlreiche prominente Politiker und Unternehmer in Brasilien und anderen Ländern Lateinamerikas zu Fall gebracht.
Auch Brasiliens heutiger Präsident Luiz Inácio Lula da Silva war betroffen. Er wurde 2018 im Rahmen der Lava-Jato-Ermittlungen verurteilt und verbrachte fast zwei Jahre im Gefängnis, bevor seine Strafe aufgehoben wurde.
Der Weg durch die Justiz
In Brasilien laufen Verfahren gegen hohe Politiker wie Präsidenten, Minister und Senatoren direkt über den Obersten Gerichtshof. Seit der Verurteilung 2023 hatte Collors Verteidigung versucht, das Urteil durch verschiedene Berufungen zu kippen.
Doch das Gericht stellte nun klar: Sobald keine Aussicht mehr auf Erfolg bei weiteren Rechtsmitteln besteht, wird das Urteil vollstreckt. Eine offizielle Stellungnahme der Verteidiger zu Collors Verhaftung liegt derzeit nicht vor.
Vom Volkshelden zum Skandalpolitiker
Fernando Collor war 1989 der erste Präsident Brasiliens, der nach dem Ende der Militärdiktatur direkt vom Volk gewählt wurde. Zu Beginn galt er als Hoffnungsträger für ein modernes Brasilien.
Doch bereits drei Jahre später – 1992 – musste er aufgrund von Korruptionsvorwürfen zurücktreten. Trotz der Skandale gelang ihm 2007 ein politisches Comeback. Er wurde zum Senator für seinen Heimatstaat Alagoas gewählt und blieb lange politisch aktiv.
Rückblick auf Collors Karriere
Während seiner Amtszeit als Präsident setzte Collor auf wirtschaftliche Öffnung und Privatisierungen. Doch seine Reformen stießen auf Widerstand. Die politischen Spannungen wuchsen, ebenso wie die Zahl der Korruptionsvorwürfe gegen sein Umfeld.
Die aktuellen Verurteilungen knüpfen an langjährige Untersuchungen an, die zeigen, wie tief die Korruption während seiner politischen Laufbahn reichte. Besonders die Nähe zu Bau- und Ölkonzernen geriet dabei ins Visier der Justiz.