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Kritik an Pensionsreform: Änderungen sorgen für Unmut bei Kammern und Gewerkschaften

by Andrew Roberts
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Kritik an Pensionsreform Änderungen sorgen für Unmut bei Kammern und Gewerkschaften

Nach nur einer Woche endete am Freitag die Begutachtung der geplanten Änderungen im Pensionssystem. Die Regierung plant, das Antrittsalter sowie die erforderlichen Versicherungsjahre für die Korridorpension schrittweise zu erhöhen. Bereits ab dem 1. Jänner 2026 soll das neue Modell gelten. Experten und Institutionen äußern jedoch deutliche Kritik – sowohl an der kurzen Begutachtungsfrist als auch an möglichen Folgen für Betroffene.

Was sich konkret ändert

Ab Anfang 2026 soll das Mindestalter für die Korridorpension von derzeit 62 auf 63 Jahre steigen. Gleichzeitig sollen die notwendigen Versicherungsjahre von 40 auf 42 Jahre angehoben werden. Dies geschieht in kleinen Schritten: Alle drei Monate erhöht sich das Antrittsalter um zwei Monate – ebenso die Versicherungszeit. Bis 2029 soll die Reform jährlich rund eine Milliarde Euro einsparen.

Auch die erste Pensionsanpassung wird verändert. Ab 2026 erhalten neue Pensionistinnen und Pensionisten nur noch 50 Prozent der regulären Anpassung, unabhängig vom Eintrittsmonat.

Breite Kritik an kurzer Begutachtungsfrist

Die schnelle Umsetzung sorgt für Protest. Der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts weist darauf hin, dass eine Begutachtungsfrist in der Regel sechs Wochen betragen soll. Eine Woche sei schlicht zu kurz, um die Tragweite der Reform zu prüfen. Laut dem Verfassungsdienst sei der Vertrauensschutz in Gefahr. Die Behörde fordert daher, dass die Reform gut dokumentiert und rasch beschlossen wird, um “unverhältnismäßige Nachteile” für bereits Planende zu verhindern.

Lebensplanung vieler Betroffener in Gefahr

Kritik kommt auch von der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), der Arbeiterkammer (AK) und dem Land Burgenland. Viele Menschen hätten ihre Lebensplanung bereits getroffen – zum Beispiel mit dem Ziel, mit 62 Jahren in Pension zu gehen.

Die AK warnt: Wenn die Regelung greift, könnten Betroffene gezwungen sein, sich für mehrere Monate beim Arbeitsmarktservice (AMS) zu melden. Dort müssten sie dann Übergangsleistungen beziehen – mit zusätzlichen Kosten für den Staat.

Frauen besonders benachteiligt

Der Frauenring kritisiert, dass die Reform vor allem Frauen trifft. Diese seien durch Kindererziehung, Teilzeitarbeit und Pflege häufiger mit Lücken im Versicherungsverlauf konfrontiert. Schon jetzt müssen sie ihr Antrittsalter schrittweise auf 65 Jahre erhöhen – ein zusätzlicher Nachteil, so der Verband.

Auch AK und ÖGB betonen: Viele Frauen schaffen es kaum, auf 42 Versicherungsjahre zu kommen. Das könne dazu führen, dass sie noch länger arbeiten oder finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.

Stichtag 1. April sorgt für Verwirrung

Ein weiterer Streitpunkt ist der Stichtag 1. April 2025. Für Altersteilzeitvereinbarungen, die vor diesem Datum abgeschlossen wurden, bleibt die alte Regelung bestehen. Für Vereinbarungen nach dem Stichtag gilt bereits die neue Altersgrenze – selbst wenn sie im Vertrauen auf das alte System abgeschlossen wurden.

Die Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen sieht hier ein Problem: Viele Vereinbarungen wurden im März und April 2025 unter alten Bedingungen getroffen, gelten aber als nach dem Stichtag wirksam. Auch der ÖGB kritisiert, dass betriebliche Modelle der Altersteilzeit nicht ausgenommen sind – ohne nachvollziehbaren Grund.

Seniorenrat hält Pensionsanpassung für “unverständlich”

Unmut gibt es auch über die neue 50-Prozent-Regelung bei der ersten Pensionsanpassung. Der Seniorenrat hält diese Kürzung für nicht nachvollziehbar. Es sei unklar, warum Neupensionist:innen künftig nur noch die Hälfte erhalten sollen, obwohl sie jahrzehntelang Beiträge geleistet haben.

Forderungen nach fairer Lösung

Obwohl viele Institutionen die Notwendigkeit von Reformen anerkennen, fordern sie begleitende Maßnahmen – etwa im Bereich Arbeitsmarktpolitik. Ohne solche Schritte könne die Anhebung des Antrittsalters leicht zu höherer Arbeitslosigkeit führen, so die Arbeiterkammer.

Insgesamt zeigt sich: Die geplanten Pensionsänderungen treffen auf breite Skepsis. Es herrscht Verständnis für die finanziellen Herausforderungen, doch viele fordern eine gerechtere und besser vorbereitete Umsetzung.

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