CDU-Chef Friedrich Merz hat seine Ministerriege vorgestellt. Die Koalitionsbildung mit CSU und SPD ist abgeschlossen. Der Koalitionsvertrag soll am Montag offiziell unterzeichnet werden. Doch bereits jetzt sorgt die Zusammensetzung des neuen Kabinetts für Aufsehen – und für erste Vergleiche mit früheren Kanzlerschaften.
Neuer Stil mit vertrauten Zügen
Friedrich Merz, der mehrfach betont hatte, einen politischen Neuanfang zu wollen, zeigt sich bei der Besetzung der Ministerposten offen für neue Gesichter. Dennoch erinnern Stil und Personalentscheidungen an frühere Zeiten – besonders an Angela Merkel. Obwohl es klare Abgrenzungen zur Ampel-Koalition gibt, setzen einige Namen im Kabinett auf Kontinuität statt Aufbruch.
Weniger Prominenz, mehr Fachlichkeit
Auffällig ist: Prominente Namen wie Armin Laschet bleiben außen vor. Der frühere Kanzlerkandidat und nordrhein-westfälische Ministerpräsident war als Außenminister im Gespräch. Stattdessen soll Johann Wadephul diesen Posten übernehmen – ein enger Vertrauter von Merz aus Schleswig-Holstein. Das Außenministerium wird damit erstmals seit fast sechs Jahrzehnten wieder von der Union geführt.
Diese Entscheidung zeigt: Merz will nicht nur Parteigrößen bedienen, sondern strategisch besetzen. Wadephul gilt als sachlich und erfahren in außenpolitischen Fragen, war lange stellvertretender Fraktionsvorsitzender und bringt Expertise im Verteidigungs- und Europaausschuss mit.
Neue Gesichter und klare Botschaften
Im neuen Kabinett finden sich auch frische Namen, die eine neue Generation in der Union repräsentieren sollen. Unter anderem sollen jüngere Abgeordnete aus Ostdeutschland und Süddeutschland Verantwortung übernehmen – ein Zeichen für einen breit aufgestellten Neuanfang innerhalb der Partei.
Politikbeobachter wie Prof. Michaela Schäfer von der Universität Freiburg sehen darin ein bewusst gesetztes Signal: „Merz möchte zeigen, dass er die Union modernisieren will – aber mit Bedacht. Er will neue Impulse setzen, ohne das konservative Fundament zu verlieren.“
Kritik und erste Reaktionen
In sozialen Medien und ersten Kommentaren in der Presse wird die Auswahl der Minister zwiespältig aufgenommen. Während die Abkehr von internen Machtkämpfen gelobt wird, fehlt einigen Beobachtern der große Wurf. Auch die Parallelen zu Angela Merkel bleiben nicht unbemerkt.
„Merz gibt sich entschlossen, aber nicht revolutionär“, kommentiert die Süddeutsche Zeitung. „Er sucht Stabilität statt Risiko – ganz im Stil seiner Vorgängerin.“ Tatsächlich hatten viele Wählerinnen und Wähler nach Jahren des Koalitionsstreits unter der Ampel auf deutliche Brüche und mutige Reformideen gehofft.
Regierungsbildung kurz vor dem Ziel
Die CDU hatte bereits im März angekündigt, bis Ostern eine Regierung aufstellen zu wollen. Zwar wurde dieser Zeitplan nicht ganz eingehalten, doch der Fortschritt ist spürbar. Die Unterschrift unter den Koalitionsvertrag soll nun am Montag erfolgen. Damit wären alle formalen Hürden für die Regierungsbildung genommen.
Ein offizieller Regierungssprecher betonte am Wochenende: „Die Koalitionsverhandlungen verliefen konstruktiv. Die gemeinsame Linie von CDU, CSU und SPD ist klar: Stabilität, wirtschaftliche Vernunft und internationale Verantwortung.“
Rückblick auf Merkels Einfluss
Angela Merkel prägte die deutsche Politik über 16 Jahre. Ihr Stil war geprägt von Ruhe, Analyse und oft auch einem vorsichtigen Taktieren. Friedrich Merz galt lange als ihr politischer Gegenspieler. Umso bemerkenswerter ist, dass sein Regierungsauftakt in Teilen an Merkel erinnert.
„Es ist weniger ein Bruch als eine stilistische Weiterentwicklung“, so Politikberaterin Katja Hoyer gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Die Union bleibt konservativ – aber in einem neuen Gewand.“
Die neue Regierung unter Friedrich Merz bringt frischen Wind – aber keinen Sturm. Die Auswahl der Minister zeigt eine Mischung aus Erfahrung und Erneuerung. Ob Merz das Land politisch tatsächlich in eine neue Ära führt, bleibt abzuwarten.
Eines steht jedoch fest: Mit dem anstehenden Start des neuen Kabinetts beginnt eine neue Phase in der deutschen Innenpolitik – mit einem Kanzler, der den Wandel sucht, aber nicht um jeden Preis.