Menschen, die das Medikament Mounjaro (Wirkstoff: Tirzepatid) einnehmen, können laut einer aktuellen Studie über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg dauerhaft Gewicht verlieren. Die Erkenntnisse stammen aus der groß angelegten SURMOUNT-1-Studie mit rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Ergebnisse zeigen: Tirzepatid wirkt nicht nur kurzfristig, sondern kann langfristig helfen, Übergewicht deutlich zu reduzieren.
Studie belegt dauerhafte Erfolge mit Tirzepatid
Die klinische Untersuchung wurde über 176 Wochen durchgeführt und zeigt ein deutliches Bild: Die Teilnehmer verloren im Durchschnitt 19,4 % ihres Körpergewichts – auch nach drei Jahren. Besonders beeindruckend: 70 % der Probanden nahmen nach dem Erreichen ihres Tiefgewichts weniger als 5 % ihres ursprünglichen Gewichts wieder zu.
Tirzepatid, der Wirkstoff in Mounjaro, gehört zu einer neuen Generation von Medikamenten, die auf den sogenannten Inkretin-Hormonen GLP-1 und GIP basieren. Diese Hormone steuern das Hungergefühl, verbessern die Wirkung von Insulin und verlangsamen die Magenentleerung – was zu einem natürlichen Sättigungsgefühl führt.
Drei Muster des Gewichtsverlusts bei Mounjaro
Die Forschenden beobachteten bei der Anwendung von Mounjaro drei typische Muster:
- Langsam, aber stetig
- Mittelmäßig schnell
- Schneller Anfang mit Plateauphase
Je nach Verlauf erreichte die Gewichtsabnahme 9,2 %, 20,2 % oder sogar 30,8 % des Ausgangsgewichts. Unabhängig vom Tempo konnten jedoch alle Gruppen langfristige Erfolge verzeichnen. Prof. Luca Busetto von der Universität Padua erklärt:
„Der frühe Verlauf gibt einen Hinweis darauf, wie stark der Gewichtsverlust auf Dauer sein wird.“
Leichter Rückgang nach Tiefpunkt – Wirkung bleibt stabil
Nach etwa 22 Monaten erreichten die meisten Teilnehmer ihr niedrigstes Gewicht. Danach kam es bei einigen zu einem leichten Anstieg, obwohl sie das Medikament weiterhin einnahmen. Dennoch blieb der Gesamterfolg erhalten. Die Forschenden sehen hierin einen Hinweis auf die nachhaltige Wirksamkeit, selbst wenn keine lineare Abnahme mehr erfolgt.
Dr. Simon Cork von der Anglia Ruskin University betont:
„Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass die derzeitige Begrenzung auf zwei Jahre für solche Medikamente überdacht werden muss.“
Auch Prof. Naveed Sattar von der Universität Glasgow sieht in der Studie ein starkes Argument für eine längere Anwendung, insbesondere um die Kosten von Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes zu reduzieren.
Gesetzliche Hürden: Werbung für Abnehmspritzen verboten
Trotz der positiven Erkenntnisse bleibt die öffentliche Kommunikation eingeschränkt. Britische Behörden wie die ASA, die MHRA sowie der Pharmazeutische Rat warnen weiterhin vor illegaler Werbung für rezeptpflichtige Medikamente. Betroffen sind Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok sowie bezahlte Anzeigen oder Influencer-Postings.
Die Guardian-Recherche hatte bereits aufgedeckt, dass viele dieser Produkte – darunter Mounjaro, Wegovy und Saxenda – illegal beworben oder verkauft wurden, oft ohne medizinische Kontrolle. Die Behörden setzen deshalb auf strengere Kontrollen im digitalen Raum.
Präsentation auf europäischem Fachkongress geplant
Die aktuellen Studiendaten sollen im Mai 2025 beim Europäischen Adipositas-Kongress in Málaga vorgestellt werden. Fachleute aus ganz Europa werden dort über die zukünftige Rolle von Tirzepatid und ähnlichen Medikamenten beraten.
Die Studie liefert nicht nur neue medizinische Erkenntnisse, sondern stößt auch wichtige Diskussionen zur Regulierung und Zulassung an. Experten fordern eine Überarbeitung bestehender Richtlinien, um Patientinnen und Patienten den Zugang zu langfristigen Therapien zu erleichtern
Die Mounjaro-Studie bringt frischen Wind in die Diskussion um moderne Abnehmpräparate. Tirzepatid erweist sich als vielversprechendes Mittel für die langfristige Gewichtskontrolle. Gleichzeitig bleibt der Umgang mit Werbung und Verfügbarkeit ein heikles Thema. Die Präsentation beim Europäischen Adipositas-Kongress könnte weitere Entwicklungen anstoßen.