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Österreich begeht 80 Jahre Republik – ohne Beteiligung Russlands

by Andrew Roberts
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Österreich begeht 80 Jahre Republik – ohne Beteiligung Russlands

Am 27. April 2025 feiert Österreich den 80. Jahrestag der Wiedererrichtung der Republik. Im Zentrum der offiziellen Feierlichkeiten steht ein Staatsakt in der Wiener Hofburg, zu dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingeladen hat. Der britische Historiker Sir Christopher Clark wird die Festrede halten. Trotz historischer Verbindungen bleibt Russland von den Veranstaltungen ausgeschlossen – ein deutliches politisches Signal im Lichte des Ukrainekriegs.

Festakt in der Hofburg ohne russische Beteiligung

Der Festakt zum Gründungsjubiläum findet am 27. April in der Hofburg statt. Die Veranstaltung würdigt die Wiederherstellung der Republik Österreich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945. Sir Christopher Clark, ein international anerkannter Historiker, spricht als Hauptredner. Seine Expertise zu europäischen Machtverhältnissen macht ihn zu einem prominenten Gast.

Die Einladungsliste des Bundespräsidenten umfasst Diplomaten aus der Europäischen Union, den USA, Großbritannien, der Schweiz, Mexiko, dem Vatikan und Liechtenstein. Russland wurde ausdrücklich nicht eingeladen. Die Präsidentschaftskanzlei begründet dies mit dem anhaltenden Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Rolle der Roten Armee bleibt unerwähnt

Historisch gesehen spielte die Rote Armee eine bedeutende Rolle bei der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus. Dennoch verzichtet Österreich 2025 bewusst auf die Einbindung russischer Vertreter. Das politische Klima und die Haltung gegenüber dem Kreml spiegeln sich deutlich in der Gästeliste wider.

„Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage war eine Einladung Russlands nicht tragbar“, heißt es aus diplomatischen Kreisen. Die Entscheidung unterstreicht die Haltung Österreichs innerhalb der europäischen Wertegemeinschaft.

Zweite große Feier: 70 Jahre Staatsvertrag

Am 15. Mai 2025 folgt ein weiterer Höhepunkt: der Festakt zum 70. Jahrestag des österreichischen Staatsvertrags. Im historischen Sitzungssaal des Parlaments in Wien wird erneut gefeiert – und auch diesmal ohne Russland. Dabei war die damalige Sowjetunion 1955 einer der vier Unterzeichnerstaaten neben Großbritannien, Frankreich und den USA.

Laut Parlamentsdirektion gab es keinen Kontakt mit der russischen Botschaft. Eingeladen wurden lediglich Vertreter der westlichen Signatarstaaten. Dieser Schritt wird in der politischen Öffentlichkeit als klare Stellungnahme gewertet.

Historiker: „Zeichen für die Zukunft setzen“

Politikwissenschaftler und Historiker werten die Entscheidung als Teil einer neuen politischen Linie. „Österreich setzt damit ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und den westlichen Demokratien“, erklärt Professorin Dr. Beatrix Hirsch von der Universität Graz. „Gleichzeitig grenzt man sich bewusst von autoritären Regimen ab.“

Auch innerhalb der österreichischen Bevölkerung gibt es laut aktuellen Umfragen eine breite Zustimmung zu dieser Haltung. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IFES zeigt, dass 62 % der Befragten den Ausschluss Russlands für gerechtfertigt halten.

Moskau plant eigenen Gedenkakt

Unabhängig von den österreichischen Feiern wird die russische Botschaft in Wien am 9. Mai einen eigenen Empfang abhalten. Dieser Tag gilt in Russland als „Tag des Sieges“ und erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Für die russische Führung bleibt er der zentrale Gedenktag – auch im Ausland.

Die Veranstaltung in Wien wird laut russischer Botschaft in kleinem diplomatischem Rahmen stattfinden. Erwartet werden Vertreter russischer Organisationen und Sympathisanten.

Internationale Reaktionen

Internationale Beobachter werten den Ausschluss Russlands als Teil einer breiteren europäischen Bewegung. Auch andere Länder wie Deutschland und Frankreich haben in den vergangenen Monaten bei ähnlichen Gedenkanlässen bewusst auf die Beteiligung russischer Diplomaten verzichtet.

Die Ukraine begrüßte die Entscheidung Österreichs. Präsident Wolodymyr Selenskyj ließ über seinen Botschafter in Wien mitteilen: „Es ist ein starkes Signal der Unterstützung und erinnert daran, dass Freiheit und Unabhängigkeit keine Selbstverständlichkeiten sind.“

Ein historischer Blick mit aktuellem Gewicht

Die Jubiläumsfeiern in Österreich stehen somit nicht nur im Zeichen der Vergangenheit, sondern auch im Kontext aktueller Herausforderungen. Die Republik würdigt ihre Wiederentstehung und Unabhängigkeit – und bezieht dabei eindeutig Stellung zu den aktuellen geopolitischen Entwicklungen.

Österreich zeigt damit, dass historische Gedenkveranstaltungen auch klare politische Botschaften transportieren können. In Zeiten globaler Spannungen wird Erinnerungskultur zu einem Mittel politischer Positionierung.

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