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PFAS-Rückstände in europäischem Wein nachgewiesen – Neue Studie warnt vor „Ewigkeitschemikalien“

by Stephanie Foster
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PFAS-Rückstände in europäischem Wein nachgewiesen – Neue Studie warnt vor „Ewigkeitschemikalien“

Laut einer neuen Untersuchung von PAN Europe wurden in europäischen Weinen Rückstände von sogenannten „Ewigkeitschemikalien“ nachgewiesen. Diese Chemikalien, insbesondere Trifluoressigsäure (TFA), ein Abbauprodukt von PFAS, wurden in Flaschen aus Supermärkten in mehreren EU-Ländern gefunden. Die Studie, die Weine aus zehn Ländern umfasste, zeigt besorgniserregende Ergebnisse, die auf eine anhaltende Umweltbelastung durch diese Chemikalien hinweisen.

Was sind PFAS und warum sind sie problematisch?

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe künstlicher Chemikalien, die sich nicht natürlich abbauen und daher in der Umwelt verbleiben. Diese „Ewigkeitschemikalien“ können über Jahre hinweg in Böden, Gewässern und in der Nahrungskette angesammelt werden. Sie sind für ihre langanhaltende Persistenz bekannt und stellen ein wachsendes Umweltproblem dar.

TFA in Weinen – Besorgniserregende Konzentrationen

In der Studie wurden TFA-Rückstände in Weinen aus verschiedenen Supermärkten nachgewiesen, die teilweise hundertmal höhere Werte als im Trinkwasser aufwiesen. Die Organisation PAN Europe, die die Untersuchung durchführte, warnt, dass diese Chemikalien über verschiedene Kanäle in die Umwelt gelangen, insbesondere durch fluorierte Gase und PFAS-haltige Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

„Die Konzentrationen von TFA in Weinen zeigen eine besorgniserregende Entwicklung. Wir beobachten einen deutlichen Anstieg seit 1988, was mit dem Wechsel zu fluorierten Gasen im Rahmen des Montreal-Protokolls von 1987 zusammenfällt“, erklärt Salomé Roynel von PAN Europe. Sie betont, dass dies nicht nur ein landwirtschaftliches, sondern auch ein globales Umweltproblem ist.

Einfluss fluorierter Gase und PFAS-haltiger Pestizide

Ein wesentlicher Faktor für die Belastung durch TFA ist der Einsatz fluorierter Gase, die in verschiedenen industriellen Prozessen wie Kühlsystemen verwendet werden. Diese Gase gelangen in die Atmosphäre, setzen TFA frei und belasten später Böden und Gewässer. Auch der Einsatz von PFAS-haltigen Pestiziden, die direkt auf Böden gesprüht werden, trägt zur Verunreinigung bei, da sie in das Grundwasser und in Pflanzen aufgenommen werden.

TFA-Belastung: Ein Trend seit den 1990er Jahren

Die Analyse der Weine zeigt einen klaren Trend: Vor 1988 wiesen die Weine keine messbaren TFA-Rückstände auf. Seit der Einführung fluorierter Gase und der Entwicklung von PFAS-Pestiziden ist der Gehalt an TFA kontinuierlich gestiegen, insbesondere seit 2010. Dieser Anstieg wird von PAN Europe auf die politischen Änderungen nach dem Montreal-Protokoll zurückgeführt, das ozonschädliche Chemikalien verbot und so den Weg für die verstärkte Nutzung von fluorierten Gasen ebnete.

Gesundheitsrisiken und mögliche Auswirkungen

Die Gesundheitsrisiken von PFAS und deren Abbauprodukten wie TFA sind bislang nur wenig erforscht, doch erste Studien deuten auf mögliche gesundheitliche Gefahren hin. Neuere Untersuchungen zeigen, dass TFA schädliche Auswirkungen auf Kaninchenföten haben kann, was auf eine mögliche Fortpflanzungstoxizität und Entwicklungsstörungen hinweist. PAN Europe warnt daher vor einer Unterschätzung der Gefahr, insbesondere in Hinblick auf die Verbreitung von TFA in Lebensmitteln wie Wein.

Bio-Weine sind ebenfalls betroffen

Ein alarmierendes Ergebnis der Studie ist, dass selbst Bio-Weine von TFA-Rückständen betroffen sind. Das zeigt, dass der Einsatz von fluorierten Gasen und PFAS-Pestiziden in der Landwirtschaft weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Produktion hat. Auch wenn technische Verfahren existieren, um TFA aus belasteten Weinen zu entfernen, sind diese Lösungen teuer, energieintensiv und benötigen eine große Menge Wasser. Zudem bleibt die Entsorgung der belasteten Flüssigkeit ein ungelöstes Problem.

Im kommenden Monat werden die EU-Mitgliedsstaaten über ein mögliches Verbot von PFAS-haltigen Pestiziden beraten. PAN Europe hofft, dass die Ergebnisse dieser Studie den politischen Druck erhöhen und dazu beitragen, dass endlich konkrete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit ergriffen werden.

Die Studie verdeutlicht, wie stark der Einsatz von „Ewigkeitschemikalien“ in der Landwirtschaft und Industrie die Umwelt und die Lebensmittelproduktion belasten kann. Es bleibt abzuwarten, ob die politische Reaktion den notwendigen Wandel herbeiführen wird.

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