Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland zu einer mindestens 30-tägigen Einstellung der Angriffe auf zivile Infrastruktur aufgerufen. In einer Nachricht auf X (ehemals Twitter) äußerte sich Selenskyj am Ostersonntag und schlug vor, Raketen- und Drohnenangriffe auf nichtmilitärische Ziele auszusetzen. Russlands Präsident Wladimir Putin lehnte jedoch eine Verlängerung der bisher bis Mitternacht gültigen Feuerpause ab – trotz internationaler Appelle.
Vorschlag für humanitäre Waffenruhe
„Wenn Russland einem solchen Schritt nicht zustimmt, wird dies beweisen, dass es nur jene Dinge fortsetzen will, die Menschenleben zerstören und den Krieg verlängern“, schrieb Selenskyj weiter. Die Ukraine beklagt seit Beginn des Krieges im Februar 2022 schwere Schäden an ihrer zivilen Infrastruktur, insbesondere an Energieanlagen, Krankenhäusern und Wohnhäusern.
USA hoffen auf Friedensgespräche
US-Präsident Donald Trump äußerte sich ebenfalls zu der Lage. Auf seinem Netzwerk Truth Social schrieb er am Sonntag: „Ich hoffe, dass Russland und die Ukraine in dieser Woche ein Abkommen schließen. Beide Seiten könnten dann beginnen, große Geschäfte mit den Vereinigten Staaten zu machen, und davon profitieren.“ Trump fordert seit seinem Amtsantritt im Januar 2025 eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine.
Das US-Außenministerium bekräftigte in einer Stellungnahme, dass Washington eine Verlängerung der Feuerpause befürworte. Man bemühe sich weiterhin um eine dauerhafte Waffenruhe. Trump hatte am Freitag jedoch angedroht, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen, sollten die Gespräche „unnötig erschwert“ werden.
Moskau lehnt Verlängerung ab
Der Sprecher des Kremls, Dmitri Peskow, erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur TASS, Präsident Putin werde keinen Befehl zur Verlängerung der Oster-Feuerpause erteilen. Beide Seiten beschuldigten sich zuvor gegenseitig, die vereinbarte Pause verletzt zu haben. Beobachter bestätigten eine ruhigere Frontlage, jedoch kam es weiterhin zu vereinzelten Angriffen.
Ukraine meldet neue Angriffe trotz Waffenruhe
Trotz der angekündigten Feuerpause meldete Selenskyj am Sonntag zahlreiche Angriffe. In einer Nachricht auf Telegram sprach er von über 2.000 Verstößen gegen die Osterwaffenruhe. Zwischen Mitternacht und 20 Uhr Ortszeit habe Russland 67 Angriffe durchgeführt. Luftalarme habe es am Sonntag jedoch nicht gegeben – ein Fakt, den Selenskyj gleich mehrfach betonte.
„Das ist doch eine Form der Waffenruhe, die erreicht wurde und die am einfachsten zu verlängern ist“, erklärte der ukrainische Präsident in einem Abendstatement. Dennoch werfen ukrainische Behörden Russland vor, gezielt Wohngebiete und zivile Ziele zu beschießen – entgegen der russischen Behauptung, nur militärische Infrastrukturen anzugreifen.
Zivile Verluste auf beiden Seiten
Auch Russland meldete laut offiziellen Stellen zivile Opfer durch ukrainische Angriffe. In mehreren Regionen habe es Tote und Verletzte gegeben. Diese Angaben lassen sich bislang nicht unabhängig verifizieren. Während die Frontlinie laut Beobachtern der Nachrichtenagentur AFP relativ ruhig blieb, dauern die Spannungen in mehreren Sektoren des Landes an.
Drei Jahre Krieg mit massiven Schäden
Der Krieg in der Ukraine dauert nun seit über drei Jahren an. Seitdem hat das Land fast täglich Luftangriffe erlebt. Besonders betroffen sind Stromversorgungsanlagen, Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen. Nach Angaben ukrainischer Stellen sind Tausende Zivilisten getötet oder verletzt worden. Auch internationale Hilfsorganisationen verurteilen regelmäßig die Angriffe auf humanitäre Infrastruktur.
Selenskyj stellte in einem seiner jüngsten Beiträge klar: „Entweder hat Putin nicht die volle Kontrolle über seine Armee – oder Russland will den Krieg gar nicht beenden.“ Der Präsident warnte davor, sich von scheinbaren Feuerpausen täuschen zu lassen.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Lage mit Sorge. Die Europäische Union, die USA und auch die Vereinten Nationen fordern seit Wochen eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Bisher blieben diplomatische Durchbrüche jedoch aus. Analysten gehen davon aus, dass sich die militärische Lage im Frühling weiter zuspitzen könnte, wenn keine neuen Friedensgespräche aufgenommen werden.
Der Vorstoß Selenskyjs für eine 30-tägige Waffenruhe zeigt erneut, wie dringend humanitäre Pausen im Krieg gebraucht werden. Doch ohne Bereitschaft zur Deeskalation auf beiden Seiten scheint eine tatsächliche Entspannung derzeit nicht in Sicht. Die internationale Diplomatie bleibt gefordert.