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SHMF-Motto Istanbul: Kultur im Fokus trotz politischer Spannungen

by Ryan Maxwell
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SHMF-Motto Istanbul: Kultur im Fokus trotz politischer Spannungen

Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) setzt in diesem Sommer Istanbul in den Mittelpunkt. Vom 5. Juli bis zum 31. August wird die Metropole mit 60 Konzerten gefeiert. Doch inmitten politischer Spannungen in der Türkei stellt sich die Frage: Wird das Festival politischer als gewöhnlich?

Istanbul als kulturelles Zentrum des Festivals

Das SHMF ist eines der größten Klassikfestivals Europas und widmet sich in jeder Saison einer besonderen Stadt oder Region. Dieses Jahr fällt die Wahl auf Istanbul, eine Stadt, die sich durch ihre einzigartige kulturelle Vielfalt auszeichnet. Die Veranstalter betonen, dass die Entscheidung für Istanbul bereits vor Jahren getroffen wurde und nichts mit der aktuellen politischen Lage zu tun hat.

“Unser Fokus liegt auf Kultur, nicht auf Politik”, erklärt SHMF-Pressesprecherin Laura Hamdorf. Sie betont, dass das Festival Künstlerinnen und Künstler einlädt, die für ein friedliches Miteinander und Toleranz stehen. Das musikalische Programm reicht von traditioneller Folk-Musik über Jazz bis hin zu klassischer osmanischer Musik und feiert damit die kulturelle Tiefe Istanbuls.

Politische Entwicklungen und ihre Auswirkungen

Die Wahl Istanbuls als Festivalmotto gewinnt vor dem Hintergrund der politischen Lage in der Türkei besondere Bedeutung. Seit der umstrittenen Verhaftung des Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu schaut die Welt auf Istanbul. Die anhaltenden Proteste in der Bevölkerung zeigen die tiefe Spaltung des Landes. Doch das SHMF sieht sich nicht als Plattform für politische Diskussionen.

“Ist die türkische Gesellschaft polarisierter als unsere?” fragt Hamdorf und verweist auf die eigenen Erfahrungen des Festivalteams. “Wir haben in Istanbul eine Stadt erlebt, die von Vielfalt und Toleranz geprägt ist.” Laut Hamdorf ist Musik ein Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse, doch das Festival verfolgt keinen politischen Auftrag.

Vielfalt als Brücke zwischen Kulturen

Ein Beispiel für das verbindende Element der Musik ist die Band Light in Babylon, die aus einer israelischen Sängerin, einem türkischen Santur-Spieler und einem französischen Gitarristen besteht. Ihr Programm “Schalom, Salam, Barış” greift Begrüßungsformeln in Hebräisch, Arabisch und Türkisch auf und steht sinnbildlich für die friedliche Koexistenz verschiedener Kulturen.

Das Festivalprogramm reicht von historischen Werken der byzantinischen Komponistin Kassia bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen traditioneller türkischer Musik. Besonders im Fokus stehen interkulturelle Kooperationen und musikalische Begegnungen zwischen Ost und West.

Musik als unpolitisches Mittel der Begegnung?

Obwohl das SHMF betont, dass es kein politisches Festival sei, lässt sich die politische Dimension nicht ganz ausblenden. In Zeiten globaler Krisen wird Kultur oft als politisches Mittel genutzt. Künstler und Festivals können Haltung zeigen, indem sie Themen wie Freiheit und Vielfalt auf die Bühne bringen.

Doch für Hamdorf bleibt das Festival eine Plattform für kulturellen Austausch, nicht für politische Debatten. “Unsere Aufgabe ist es, die Kultur abzubilden. Die aktuellen Ereignisse in der Türkei haben keine direkten Auswirkungen auf unser Programm.”

Schleswig-Holstein als kulturelle Brücke

Das SHMF sieht sich als Brücke zwischen Kulturen und nutzt die Musik als universelle Sprache. Der Festivalsommer 2024 wird eine Gelegenheit sein, Istanbul in einem neuen Licht zu erleben und seine musikalische Vielfalt zu entdecken. Auch wenn das Festival politisch neutral bleibt, zeigt es doch, dass Kunst und Kultur mächtige Werkzeuge sind, um Menschen zu verbinden.

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