Home » Trump schließt Nachrichtenagenturen von Air Force One aus: Kritik an Einschränkung der Pressefreiheit

Trump schließt Nachrichtenagenturen von Air Force One aus: Kritik an Einschränkung der Pressefreiheit

by Andrew Roberts
0 comments
Trump schließt Nachrichtenagenturen von Air Force One aus Kritik an Einschränkung der Pressefreiheit

Bei seiner ersten großen Auslandsreise als US-Präsident in die Golfregion hat Donald Trump für erhebliche Kritik gesorgt. Erstmals seit Jahrzehnten wurde kein Textreporter einer großen Nachrichtenagentur in die Präsidentenmaschine Air Force One aufgenommen. Die White House Correspondents’ Association (WHCA) zeigte sich über diese Entscheidung tief besorgt und sprach von einem gefährlichen Bruch demokratischer Traditionen.

„Die WHCA ist beunruhigt über diese neue Beschränkung des Kreises jener, die über das Weiße Haus berichten können, und über die anhaltende Vergeltung für unabhängige redaktionelle Entscheidungen“, heißt es in einem offiziellen Statement.

Warum Reuters, AP und Bloomberg fehlen

Die Entscheidung betrifft renommierte Agenturen wie Associated Press (AP), Reuters und Bloomberg. Diese beliefern weltweit tausende Medienhäuser mit unabhängigen Berichten. Dass ihre Reporter nicht mitreisen durften, sei ein „beispielloser Schritt“, so die WHCA. Er schade vor allem der Öffentlichkeit, denn Millionen Leser weltweit seien auf eine ausgewogene und schnelle Berichterstattung über den US-Präsidenten angewiesen.

Traditionelle Medien ausgebremst

In den USA begleitet normalerweise ein sogenannter Korrespondenten-Pool den Präsidenten bei Reisen und öffentlichen Auftritten. Diese Gruppe stellt Informationen und Materialien für alle übrigen Journalistinnen und Journalisten bereit. Bisher gehörten Nachrichtenagenturen fest zum Pool, neben Fernsehsendern, Radios, Print- und Online-Medien.

Doch mit Trumps Amtszeit hat sich das geändert. Der Zugang zum Pool ist nun nicht mehr fest vergeben, sondern wird von der Regierung rotierend oder nach eigener Auswahl vergeben. Die Sprecherin des Präsidenten, Karoline Leavitt, behält sich zudem die letzte Entscheidung über die Besetzung des Pools vor – eine Änderung, die frühere US-Regierungen der White House Correspondents’ Association überließen.

Streit um geografische Begriffe als möglicher Auslöser

Bereits im April wurde der Zugang von AP zur Berichterstattung im Oval Office eingeschränkt. Hintergrund war die Weigerung der Agentur, dem Wunsch der Regierung zu folgen, den Golf von Mexiko als „Golf von Amerika“ zu bezeichnen. Trotz gegenteiliger Gerichtsentscheidung blieb das Weiße Haus bei seinem Ausschluss.

Neue Medien bevorzugt

Gleichzeitig gewährt die Regierung unter Trump verstärkt Zugang zu rechten Blogs, Influencern und Podcastern, die sich selbst als „neue Medien“ bezeichnen. Diese stellen bei Pressekonferenzen oft wohlwollende Fragen, die dem Präsidenten Raum für ausführliche Statements geben. Kritische Nachfragen sind dabei selten.

Viele Medienexperten sehen darin eine bewusste Strategie, den klassischen Journalismus zu schwächen und gezielt Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen. „Wenn die Regierung entscheidet, wer berichten darf und wer nicht, steht die Pressefreiheit in Gefahr“, so ein Vertreter der Medienrechtsorganisation Reporters Committee for Freedom of the Press gegenüber der Bregenzer Zeitung.

Reaktionen aus der internationalen Presse

Auch im Ausland stößt Trumps Vorgehen auf scharfe Kritik. Die britische Tageszeitung The Guardian sprach von einer „gezielten Entmachtung journalistischer Institutionen“. Die französische Le Monde warnte vor einem „gefährlichen Präzedenzfall in einer Demokratie, die auf Medienvielfalt aufbaut“.

In Deutschland reagierten sowohl die dpa als auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) mit Unverständnis auf die Entscheidung. DJV-Chef Frank Überall sagte: „Eine Regierung, die kritische Stimmen systematisch ausschließt, hat das Prinzip der Pressefreiheit nicht verstanden.“

Demokratischer Rückschritt mit Signalwirkung

Die Entscheidung von Donald Trump, etablierte Nachrichtenagenturen von einer Auslandsreise auszuschließen, ist mehr als ein Einzelfall. Sie zeigt eine klare Tendenz hin zu kontrollierter, regierungsfreundlicher Berichterstattung. Für die Medienlandschaft in den USA und weltweit ist das ein beunruhigendes Zeichen.

You may also like